Guangzhou
ist
die Hauptstadt der Provinz Guangdong (Kanton), liegt im
Perlfluss-Delta nahe bei Hongkong und ist einer der größten
Handelsplätze Chinas und demzufolge wenig von Tourismus
geprägt; es ist hauptsächlich eine Business-Stadt. Zweimal
jährlich im April und November findet die größte Handelsmesse
Chinas hier statt, die Guangzhou Trade Fair.
Trotzdem gibt es auch einige durchaus touristisch interessante
Örtlichkeiten, wie z.b. verschiedene buddhistische Tempel,
Baiyun Mountain, das Kunstmuseum "Chen Academy", Shamian
Island, diverse Erholungsparks, Qingping Markt, etc, etc.
Ich hatte das große Glück, ganz privat und höchst ortskundig
durch diese interessante Stadt geführt zu werden. So bin ich
an Orte gekommen, die Touristen sicher nicht kennen
lernen. Außerdem habe ich mich quer durch die Köstlichkeiten
der kantonesischen Küche essen dürfen.
Chinesisches Leben ist deutlich lauter als westliches.
Besonders in Restaurants herrscht schier unglaubliche
Lautstärke. Man sieht oft ganze Familien mit mehreren
Generationen, nicht wie bei uns andächtig aufs Essen
konzentriert, sondern äußerst lebhaft im Gespräch und außerdem
essend.
Viele Geschäfte machen ausgesprochen lautstarke Außenwerbung
durch kleine aber leistungsstarke Lautsprecher.
Wenn man dann noch, so wie ich, der Sprache nicht mächtig ist,
wird das Ganze leicht etwas kakophonisch.
Trotz aller Lautstärke ist mir das chinesische Alltagsleben
sehr angenehm, es hat etwas höchst soziales und freundliches.
Einzige Ausnahme: Beim Aussteigen aus Bus oder Metro herrscht
ein unglaubliches und rücksichtsloses Gedränge; beim
Einstieg dagegen stehen alle diszipliniert in einer Reihe.
Man sieht viele westliche Automarken im Straßenverkehr,
interessanterweise auch London Taxis. Seit einiger Zeit schon
gehört deren Hersteller zum chinesischen Geely-Konzern.
Viele Dinge des täglichen Bedarfs werden mit Fahrradrikschas
transportiert. Diese - auch ältere Modelle - sind zum größten
Teil inzwischen elektrisch betrieben. Aufgrund der mit der
explodierenden Bevölkerung einhergehenden Luftverschmutzung
werden Elektrofahrzeuge massiv durch die Regierung
unterstützt.
Jede Busfahrt innerhalb des Stadtgebiets kostet 2 RMB, also
etwa 25 Cent. Die Busse sind klapprig, aber durchweg
klimatisiert.
Die Fahrweise der Busfahrer ist den Gegebenheiten des Verkehrs
angepasst: Kommt eine Fahrradrikscha in die Quere, gibt es
durchaus immer mal eine Vollbremsung. Die Passagiere auf den
rutschigen Plastiksitzen freuen sich...
Kulinarisch haben wir uns durch die Köstlichkeiten der
kantonesischen Küche regelrecht hindurchgearbeitet.
Außer zum Frühstück gab es nie was westliches. Hier eine
kleine Auswahl unseres Speiseplans:
Gebratene Austern mit Erdnüssen
Gekochtes Schweineblut
Feuertopf mit Süßkartoffelnudeln
Kandierter Ingwer
Dim Sum
Gefüllte, mit Lotusblättern umwickelte Reisknödel
Geröstete Gans
gebratene Hühnerfüße
schwarze süße Sesamsuppe
frisch gepresster Bambussaft
und viele an der Straße gekaufte Kleinigkeiten, die einem
unbekannt erscheinen mögen, aber alle durch die Bank
ausgesprochen schmackhaft sind!
Ich muss mir einen Bauchtrainer zulegen...;-)
Außerdem habe ich gelernt, Kuchen, Frikadellen und Spiegeleier
mit Stäbchen zu essen. Geht alles!
Wie die Fotos zeigen, haben wir kaum einmal die Sonne gesehen,
es war die ganze Zeit über bedeckt und dunstig. Zwar war es
meist trocken, von Zeit zu Zeit gab es jedoch heftige
Regenschauer und etliche sehr schwere Gewitter. Wir sind nie
ohne Schirm ausgegangen. Die Temperaturen bewegten sich
zwischen 22 und 28 Grad, die gefühlte Temperatur lag aufgrund
der hohen Luftfeuchtigkeit aber um einiges höher. 28 Grad z.B.
entsprachen laut Wetterdienst einem "real feel" von 34 Grad.
Und kein Lüftchen! Eine ganz schön schweißtreibende
Angelegenheit, da wir viel zu Fuß unterwegs waren.
Im September sollen die Temperaturen mehr als 40 Grad
erreichen. Das möchte ich mir dann doch lieber nicht
vorstellen. November ist der schönste weil trockenste Monat
mit dann frühlingshaften bis sommerlichen Temperaturen.
Untergebracht waren wir im Rosedale Hotel mitten im Zentrum der
Stadt. Das Hotel ist sehr angenehm und mit allen notwendigen
Annehmlichkeiten ausgestattet, hat aber wohl schon bessere Zeiten
gesehen.